Thursday, October 16, 2008

Mein Jahresbericht

Bericht ueber die zweite Haelfte Zivildienst in Auroville:

1. Genaue und ausfuehrliche Beschreibung des Arbeitseinsatzes

a. Beschreibung des Projekts, in dem der Einsatz stattfindet

Das Animal Care Center, besteht aus einem Heim für Hunde aus Auroville und der näheren Umgebung, die ohne menschliche Hilfe nicht überlebensfähig wären. Außerdem gibt es noch eine Klinik in der die kostenlosen Sterilisationen für Hunde und Katzen durchgeführt werden. Dieser Dienst wir hauptsächlich von den meist ärmeren Dorfbewohnern in Anspruch genommen. Zusätzlich werden auch noch streunende Hunde gefangen und sterilisiert, um das akute Problem der Überbefölkerung nachhaltig einzudämmen.

Auroville Radio ist ein auf Internetradio basierendes Projekt, um Menschen aus der ganzen Welt über Entwicklung, Veranstaltungen und vieles mehr, in Auroville zu informieren. Auf der Internetseite (www.aurovilleradio.org) werden z.B. Mittschnitte von Konferenzen oder Konzerten, oder Beiträge über aktuelle Feste und projekte veröffentlich.

Das Youth Center soll ein Zentrum sein, in welchem die Jugend von Auroville zusammen kommt. Teilweise wohnen Voluntäre und Aurovillekids dort und arbeiten gemeinsam an diversen Projekten. So gibt es zweimal die Woche ein gemeinsames Abendessen, an welchem viele der jüngeren Bewohner Aurovilles teilnehmen. Außerdem ist der Bau eines Fahrradwegs geplant.


b. Beschreibung der eigenen Aufgaben darin.

Im Animal Care Center war es meine tägliche Aufgabe das Futter für die Hunde abzuholen und zum Tierheim zu fahren. Dort musste ich die Hunde füttern, Wasser holen und dabei helfen die Käfige zu reinigen. Hauptsächlich aber, war ich damit beschäftig handwerklichen Tätigkeiten aller art nachzugehen. Wärend meiner Zeit beim Animal Care habe ich unteranderem Tore und Türen gestrichen, eine Kapsel sowie Käfige reperiert und Locher für Granitpfeiler und Gräber ausgehoben.

Beim Auroville Radio habe ich selbständig Projekte oder einfach interessante Menschen ausgesucht, mit diesen ein Interview geführt und einen Beitrag für die Internetseite daraus erstellt. Während meiner Zeit beim Radio habe ich unteranderem einen Programmbeitrag über das Weltwärtsprogramm, meine andere Arbeitsstelle Animal Care und ein Aurovillianer der ein Buch geschrieben hat, gemacht.

Im Youth Center haben wir Zivis unser eingenes Projekt, nämlich der Bau eines Baumhauses für Voluntäre, gestartet. Dort habe ich bei der theoretischen Planung, sowie der praktischen Durchführung beim Baubeginn mitgeholfen.

c. Umfang der Aufgaben, zeitlicher Rahmen des Einsatzes.

Im Animal Care Center habe ich vormittags für die letzten vier Monate meines Zivildienstes gearbeitet. Nachmittags war ich fast ebensolange beim Aurovilleradio eingestellt, habe dann aber drei Wochen vor dem Ende meines Zivildienstes aufgehört, um ebenfalls nachmittags beim Bau des Baumhauses im Youth Center mithelfen zukönnen.

d. Welche Anleitung und Hilfestellung erhaeltst Du? Von wem? Wie bist Du mit ihr zufrieden?

In allen drei Arbeitestellen war ich mit der Hilfestellung sehr zufrieden. Im Animal Care Center wurde ich überaus nett von der Leiterin Rita in meine Aufgaben eingewiesen. Falls ich für irgenwelche handwerklichen Arbeiten Beratung brauchte, konnte ich mich dort an Njal wenden, der auch für das Animal Care Center arbeitet.

Auch beim Auroville Radio, welches nachdem der Chef gegangen war recht anarchistisch geleitet wurde, wurde ich sehr zuvorkommend von einer Voluntärin namens Elaine eingeleitet, die dort ebefalls nachmittags tätig war. Nachdem ich alle wichtigen Schritte zur Erstllung eines Beitrages gelernt hatte, konnte ich völlig selbstständig wählen was für Programme ich erstellen möchte. Im Youth Center waren wir Zivildienstleistenden überwiegend auf uns allein gestellt. Doch der Leiter des YC, Nicolai und ein paar Bewohner standen uns mit Rat und Tat bei den Arbeiten am Baumhaus zur Seite.


1. Persoenliche Erfahrungen

a. Was gefaellt Dir an der Arbeit?

Generell gefällt mir an allen Arbeiten insbesondere die Vielseitigkeit und die daraus resultierende Möglichkeit soviele unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Im Animal Care, sowie im Youth Center war ich überwiegend handwerklich beschäftigt was mir schon immer sehr viel Spaß gemacht hat. Bei der Arbeit im AV Radio hat mir die Freiheit gefallen, über alles mögliche was ich interessant finde, einen Beitrag zu erstellen. Zudem waren in all diesen Projekten sehr nette Menschen beschäftigt, mit denen es sehr bereichernd war zusammenzuarbeiten.

b. Hast Du dadurch neue Erfahrungen gemacht, Neues dazugelernt? Wenn ja, in welchen Bereichen?

Durch meine oben erwähnten Tätigkeitsbereiche, war es für mich unmöglich in Auroville keine neuen Erfahrungen zu machen. Ich war vor meinem Aufenthalt nie wirklich körperlich beschäftigt. Daher waren alle Arbeiten die ich durchgeführt habe automatisch eine neue Erfahrung für mich und haben mich bereichert.

c. Was gefaellt Dir nicht? Was siehst Du kritisch an Deinem Zivi-Einsatz?

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d. Welche Probleme sind aufgetreten? (Inhaltlich oder organisatorisch, gesundheitlich oder zwischenmenschlich, etc.)

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e. Wie ist Deine Wohnsituation in Auroville?

Die erste Zeit meines zweiten Halbjahres Zivildienst habe ich im WeDK gewohnt. Einer kleinen Gemeinschaft von sechs Leuten, die wie in einer WG zusammen leben. D.h. es gibt gemeinsame Kochabende an denen jeden Abend ein Bewohner aus der Communtiy das Abendessen zubereiten muss. Das Leben ich der Gemeinschaft ist an Auroville Standart gemessen recht luxoriös. Es gibt zwei Kühlschränke, eine Waschmaschiene, zwei warme Duschen und sogar Internetanschluss in jedem Zimmer.

Nach ca. 3 Monaten im WeDK bin ich nach Adventure umgezogen. In dieser Community stehen einzelne Kapseln und Häuser weit verstreut auf einem großen Gelände. Es gibt zwei Gemeinschaftsküchen und mehrere Bäder. Meine eigene Kapsel ist recht großzügig gebaut. Generell lebt man in Adventure sehr angenehm und im Grünen.

f. Wie bist Du in das soziale Leben in Auroville integriert? Was gefaellt Dir, was siehst Du kritisch?

Ich bin nicht besonders stark in das soziale Leben in Auroville integriert. Mein Kontakt mit den Jugenlichen Aurovilles besteht wenn dann nur auf sehr obeflächlicher Ebene. Obwohl ich durch meine Arbeit im Youth Center in letzter Zeit vermehrt mit den jüngeren Aurovillianern zu tun hatte. Über Entscheidungen in Auroville bin ich durch Jonny und Gespräche mit anderen Aurovillianern relativ gut informiert, das ich dran in irgeneiner Weise teilnehme lässt sich natürlich nicht sagen. Generell denke ich, dass die Gruppenbildung unter den deutschen Sozialarbeitern eher eine zunehmende Tendenz hat, da durch das Weltwärtsprogramm noch mehr Jugendliche nach Auroville kommen und sich so noch leichter Gruppen bilden als zuvor.

g. Moechtest Du etwas zu Deinem Erleben von Auroville als Gesamtprojekt mitteilen?

Das einzige was in Auroville eine eher abstoßende Wirkung auf mich hatte, war das unehrliche Bild was Auroville probiert von sich in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Nämlich das einer spirituellen Idylle. Auch Aurovillianer scheinen den bitteren Realitäten eher aus dem Wege gehen zu wollen. Auf dem AVI Treffen in Deutschland wurde mir auf meine Frage, wie Auroville denn organisiert sei immer nur geantwortet, dass dort alles basisdemokratisch geleitet werde. In echt sieht es aber eher so aus, dass Auroville zur Zeit nur so demokratisch organisiert ist wie in etwa die chinesische Zentralregierung.

Auch diesen Ort als besonders spirituell zu beschreiben, entspricht für mich überhaupt nicht der Wahrheit. Entpuppt er sich nach einem Blick hinter die Kulissen, doch als genau so weltlich wie fast jeder andere Platz. Es gibt zwar recht viele Menschen die Sri Aurobindo und die Mutter gelesen haben, doch bleibt es normalerweise nur bei einem intelekutellen Verstehen. Und was nützt die Spiritualität wenn über sie nur nachgedacht, sie aber nicht gelebt wird. Interessanter Weise steht im Mittelpunkt Aurovilles ein Meditationsraum, eigentlich eine sehr symbolische Sache. Doch von den 2000 Aurovillianern gehen weniger als 20 wirklich regelmäßig dort hin.

Momentan sind die Realitäten in Auroville noch sehr weit von den Idealen entfernt, die es eigentlich verkörpern soll. Aber das ist alles meiner Meinung nach auch genau richtig so und ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses!

Die Mutter hat gesagt, Auroville sei die Evolution in schnell. Um die Evolution darstellen zu können braucht man logischerwiese erst einmal ein Abbild unserer Erde zum heutigen Zeitpunkt. Ich war selten an einem Platz in dem so große Egos aufeinandergeprallt sind. In Auroville selbst hört man die ganze Zeit von Konflikten die unter den Aurovillianern ausgetragen werden und die oberen Reihen, die Gruppen, die die Strippen ziehen, scheinen genau die gleichen Machtspielchen zu treiben wie die "Elite" im Rest der Welt. Andererseits gibt es auch sehr viele positive Bemühungen in Auroville diesen Ort ein wenig besser zu gestalten, also auch genau so wie es überall passiert.

Man müsste der Mutter schon eine unglaublich Naivität vorwerfen, welche mit Sicherheit nicht gerechtfertigt wäre, wenn man ihr unterstellt, dass sie geglaubt hätte Auroville würde nach so kurzer Zeit eine Stadt voll von spirituell interessierten Menschen werden. Wenn sie selbst über ihren eigenen Ashram gesagt hat, dass man die Hälft der Leute dem Ashram verweisen könnte ohne einen einzigen Suchenden zu verlieren, wie könnte man dann glauben sie habe so ein realitätsfernes Bild von der Zukunft Aurovilles.

Ich denke, Auroville sollte sich nicht anmaßen sich als spirituelle Stadt darzustellen, sondern einfach nur probieren ein realistisches Bild ihrer Selbst zu erstellen. Es kann nicht einfach so ein spitituelles Paradies aus dem Nichts erschaffen werden, ohne vorher lange dafür zu kämpfen. Aber als ein ungefaehres Abblid unserer Welt, hat Auroville die Chance Beispiele auf vielen verschiedenen Ebenen zu setzen. Sei auf der Ebene des mulikulturellen gemeinschaftlichen Zusammenseins, oder auf der Ebene des Geldfreien handelns, welches in Auroville auch noch überhaupt nicht funktioniert. Ausserdem könnte gezeigt werden wie eine friedliche Absetzung der egositischen und profitgierigen "Herrscherschicht" umzusetzen ist.

Meine Kritik gilt also nicht den Geschehnissen in Auroville, denn diese halte ich für absolut notwenig, so enttäuschend sie manchmal auch sein mögen. Ich finde es nur verwerflich, dass Auroville probiert, so ein falsches Bild von sich in der Öffentlichkeit zu verbeiten.

h. Welchen Eindruck hast Du vom Zusammenwirken Aurovilles, speziell des Projekts, in dem Du eingesetzt bist, mit der doerflichen Umgebung? Was siehst Du positive daran, was siehst Du kritisch?

Ich denke nicht, dass meine Arbeit im Youth Center einen wirklichen Einfluss auf die dörfliche Umgebung hat. Im Radio hingegen werden desöfteren Programme über diverse Dinge die in den Dörfern passieren gesendet. Dadurch wird auch mehr Aufmerksamkeit auf Projekte zur Unterstützung der Dorfentwicklung gelenkt. Was den Dorfbewohnern mit Sicherheit zu Gute kommt. Das Animal Care Center arbeitet in erster Linie eher für die Dörfer als für Auroville, da man sich dort bemüht die Population der streunenden Hunde einzudämmen. So wird nicht nur direkt sondern auch indirekt Einfluss auf die Dörfer genommen indem man den Bewohnern zeigt, dass sich Leute in Auroville darum bemühen ihre Situation zu verbessern.

i. Wuerdest Du Dich, wenn Du nochmal entscheiden muesstest, wieder fuer den Zivildienst in Auroville entscheiden? Warum / warum nicht?

Ich würde mich jeder Zeit wieder für den Zivildienst in Auroville entscheiden, da es warscheinlich nur sehr wenige Zivildienststellen auf der Welt gibt, bei denen man so eine breitgefächerte Palette von Erfahrungen und Eindrücken in einem Jahr sammeln kann. Das gilt in Bezug auf die Arbeitsplätze aber auf jeden Fall auch auf Auroville und Indien.

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