Monday, April 21, 2008

2ter Teil des Halbjahresberichtes

Wie ist Deine Wohnsituation in Auroville?

Zuerst habe ich im Ami gewohnt. Ein kleines Guest House in dem relativ viele Langzeitgaeste oder auch Newcomer wohnen und eher weniger Durchreisende. Im Ami lebten ueberwiegend Deutsche, darunter zwei andere Zivis und eine FSJlerin. Ich habe im Dorm mit noch zwei bis drei anderen Persohnen geschlafen. Auf einfachen Matrazen auf dem Boden. Es gab fuer alle zwei Badezimmer mit kalter Dusche und eine gemeinschafts Kueche mit Kuehlschrank. Die Waesche musste, da die Waschmaschiene drei Tage nach meinem Einzug kaput ging mit der Hand gewaschen werden.
Anschliessend bin ich in den botanischen Garten gezogen. Dort wohne ich mit fuenf anderen Deutschen(wir sind alle gleichzeitig dort hin gezogen) in Kapseln. Es gibt eine Dusche und ein Klo fuer alle und ebenfalls eine gemeinschafts Kueche. Nur einen Kuehlschrank gibt es aufgrund der nicht ausreichenden Solarenergie nicht. Dafuer ist man der Natur im botanischen Garten sehr nahe. Alles um die Kapseln herum ist gruen und man hat das Gefuehl fast draussen zu leben.

Wie bist Du in das soziale Leben in Auroville integriert? Was gefaellt Dir, was siehst Du kritisch?

Die durch die “News & Notes” publizierten Veranstaltungen(wie z.B. Konzerte, Theater oder Kino) besuche ich regelmaessig. Manchmal aber auch nicht aufgrund von echtem Interesse sondern, weil sich in Auroville am Abend nur wenige andere Beschaeftigungsmoeglichkeiten anbieten.
Am Wochenende finden des oefteren “private” Partys in einem etwas abgelegenerem Haus oder Community statt. So kommt man auch in den Kontakt mit den Aurovillekids. Die Jugendlichen Aurovilles sind aus meiner Erfahreung eher eine etwas in sich geschlossene Gruppe in die man nur herein kommt, wenn man sich oefters im Youth Center aufhaelt oder im Kailash. Sind aber auf keinen Fall generell abgeneigt andere Leute kennen zu lernen.
Obwohl ich auch Kontakt zu Aurovilleanern habe, sind die meisten meiner Freunde in Auroville Deutsche.
Ich kann nicht kritisches am sozialen Leben in Auroville entdecken. Es haengt halt ganz von einem selbst ab, wie und in welche Gruppen man sich integrieren moechte oder halt auch nicht.

Moechtest Du etwas zu Deinem Erleben von Auroville als Gesamtprojekt mitteilen?

Zum ersten moechte ich ersteimal generell sagen, entgegen vieler Meinungen die ich gehoert habe, dass ich in Auroville das Gefuehl habe, dass das Projekt vorrankommt. Wenn auch sehr langsam. Das Projekt aber als gescheitert zu sehen, nur weil in 40 Jahren noch nicht so viel gemacht wurde wie vielleicht moeglich gewesen waere, finde ich reichlich uebertrieben. So weit ich weiss hat die Mutter nicht gesagt in welcher Geschwindigkeit das Projekt vorrankommen solle. Natuerlich geht es an der geringen Lebenszeit eines Menschen gemessen, relative stockend und langsam vorran. Was an der langwierigen Meinungsfindung und Planung liegt, welche aber nunmal zu Auroville dazugehoert und meiner Meinung nach auch seine Richtigkeit hat. Ich finde es Interessant zu sehen wie sich Auroville als ein Projekt der Kompromisse zwischen ganz vielen unterschiedlichen Meinungen entwickelt hat. Auroville soll ja grade ein Experiementierkessel sein und auf kleiner Ebene unsere Welt repraesentieren. Genau das tut es meiner Meinung nach auch. Es kommen Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergruenden und Ansichten zusammen, und finden Uebereinkuenfte und Kompromisse, auch wenn das nicht immer einfach ist. Genau so habe ich den Gedanken von Auroville verstanden und finde ihn auch im echten Projekt wieder.
Zum Thema Spiritualitaet in Auroville kann und mochte ich mir noch keine abschliessende Meinung bilden. Nur habe ich das Gefuehl das es in Auroville eine starke Tendenz gibt, eher an aeusseren Dingen zuarbeiten als an inneren. So nach dem Motto: “Wir bilden nur die Stadt, das Ueber- bzw. Supramentale Bewusstsein entwickelt sich schon von alleine.” Es scheint schon einige Menschen in Auroville zu geben, die Aurobindos Lehren interlektuell nachvollziehen koennen. Nur leider geht davon recht wenig Nutzen hervor. Letztendlich kommt es in der evolutionaeren Entwicklung des Universums darauf an, selbst daran Teil zu nehmen und zur allgemeinen Steigerung des Kollektiven Bewusstseins, durch die Entwicklung des eigenen Bewusstseins, beizutragen.
Natuerlich kann ich die Situation aus meiner eigenen Sicht nur sehr beschraenkt beurteilen und moechte mir kein Urteil ueber die spirituelle Dimension in Auroville erlauben.

Welchen Eindruck hast Du vom Zusammenwirken Aurovilles, speziell des Projekts, in dem Du eingesetzt bist, mit der doerflichen Umgebung? Was siehst Du positiv daran, was siehst Du kritisch?

Meine Arbeit in der Udavi School kann ich logischerweise nur als positiv fuer die doerfliche Entwicklung um Auroville herrum sehen. Denn genau aus dem Grund, naemlich die Doerfer zu foerdern, wurde die Schule schliesslich geschaffen. Daran gibt es fuer mich nichts was ich kritisieren koennte. Den armen Dorfkindern wird umsonst Bildung, in einer recht guten und von motivierten Lehrern und Volontaeren geleiteten Schule, zur Verfuegung gestellt. Was sich hoffentlich positiv auf ihre Zukunft auswirken wird.
Meine Mitarbeit beim CSR hatte natuerlich keinen Einfluss auf die doerfliche Entwicklung um Auroville herrum.

Wuerdest Du Dich, wenn Du nochmal entscheiden muesstest, wieder fuer den Zivildienst in Auroville entscheiden? Warum / warum nicht?

Ich wuerde mich auf jeden Fall wieder fuer den Zivildienst in Auroville entscheiden. Zum einen weil Auroville ein sehr interessanter Platz ist, an welchem man viele unterschiedliche Moeglichkeiten hat sich selbst weiter zu entwickeln. Wie z.B. diverse Kurse die man besuchen kann.
Zum anderen ist es warscheinliche eine der einzigen Zivistellen ueberhaupt, bei der man die Chance hat in vielen Bereichen zu arbeiten und sich nicht fuer elf Monate auf eine bestimme Arbeit festlegen muss. Ausserdem kann ich entscheiden wie und wo ich wohnen moechte, was ansonsten wohl auch nur bei wenig Zivistellen im Ausland moeglich ist.
Aufgrund der ganzen eben erwaehnten Freiheiten wuerde ich mich sofort wieder fuer den Zivildienst in Auroville entscheiden.

Tuesday, April 15, 2008

Mein Halbjahresbericht

Ich poste hier einfach mal die erste Haelfte meines Halbjahresberichtes. Es ist eine genauere Beschreibung meiner beiden Arbeitsstellen. Der zweite Teil kommt noch, aber erst bin ich bis zum 12ten Mai im Urlaub.

Viele Gruesse Valerian



1.1) Genaue und ausführliche Beschreibung des Arbeitsplatzes- Scientific Research Center

a) Das Scientific Research Center (kurz CSR) beherbergt verschiedene Projekte. Unter anderem die Herstellung von Ziegeln.
Das gesamte Projekt des Steinepressen ist dazu gedacht, bei der Lösung des „Houseing Problems“ beizutragen. Es umfasst einige angestellte Architekten, ca. 10 Tamil Arbeiter und in etwa eben so viele Volontäre.
Bei der Herstellung von gepressten Ziegeln werden eine Schubkarre roter Erde, welche es in Auroville en mass und natürlich umsonst gibt, mit vier Eimern normalem Sand, sowie einem Eimer Zement, welcher ungefähr 5% der gesamten Mixtur ausmacht, zusammen gemischt.
Die Mischung wird anschließend befeuchtet und in die Presse gefüllt.
Die Ziegel werden mit einer Kraft von ca.15 Tonnen zusammen gepresst und müssen nicht gebrannt werden. Sie werden nur an der Luft getrocknet und haben nach vier Monaten ihre maximale Festigkeit erreicht. Das Endprodukt ist mit normalen Ziegeln vergleichbar. Zwar etwas instabiler, aber auch wesentlich billiger und einfacher in der Herstellung.

Leider haben aufgrund der kollerisch Veranlagung des Leiters, sowie anderen persönlichen Problemen, mittlerweile alle Volontäre und die meisten Architekten mit ihrer Arbeit aufgehört. Das Projekt befindet sich mittlerweile im Stillstand.

b) Im CSR war ich mit der Produktion der Ziegel beschäftigt.
Optimal arbeiten immer fünf Leute an der Presse und zwei an dem nächsten Mix. Der erste füllt die Ziegelmischung in die Presse, der Zweite sichert diese und der dritte und vierte ziehen den Hebel herunter. Abschließend wird der Ziegel von dem letzten Beteiligtem weggetragen und gestapelt.
Bei der Ziegel Herstellung übernimmt man einfach wahlweise eine der fünf unterschiedlichen Aufgaben.

c) Das Projekt habe ich die ersten anderthalb Monate meines Zivildienstes unterstützt. Ich habe die ganze Zeit Vollzeit gearbeitet, was auf Dauer sehr ermüdend für den Körper ist.
Was letztendlich auch der Beweggrund fuer mich war, die Arbeitsstelle zu wechslen.

d) Bei Aufnahme der Arbeit erhält man eine sehr knappe Einweisung zum Thema Sicherheit. Weitere Hilfestellungen oder Anleitungen sind nicht nötig



1.2) Genaue und ausführliche Beschreibung des Arbeitsplatzes- Udavi School

a) Die Udavi School ist eine Schule für tamilische Dorfkinder, welche dort vom Kindergarten bis zur „Secoundary School“ zur Schule gehen. Der Abschluss ist in etwa gleichwertig mit dem deutschen Hauptschulabschluss.
An der Schule arbeiten einige indische Lehrer, aber auch viele westliche Volontäre.
Etwas abseits vom Kindergarten und der höheren Schule steht das „New Building“, in dem ich arbeite und welches die Grundschule darstellt.
Der Unterricht wird komplett auf Englisch durchgeführt und auch die elfjährigen Kinder mit denen ich zusammenarbeite können schon recht gut Englisch, so dass die Verständigung mit ihnen kein Problem darstellt.

b&c) Hauptsächlich arbeite ich mit einem Klassenlehrer zusammen, mache aber auch Sportunterricht mit anderen Klassen.
In unserer eigenen Klasse führen wir jeden Tag die erste Unterrichtseinheit Projektarbeit durch. Ein Projekt wird meist ein paar Wochen lang durchgenommen und behandelt z.B. Indienkunde, Umweltverschmutzung, der menschliche Körper oder Religionen. Zudem helfe ich auch noch beim Mathematik- und Englischunterricht.
Wenn ich grade in den Unterrichtseinheiten nicht wirklich benötigt werde, gehe ich meist mit einem oder mehreren der lernschwächsten Kinder raus, bringe ihnen den aktuellen Stoff bei oder lese mit ihnen.
Manchmal besteht meine Aufgabe auch nur aus Aufpassen, z.B. wenn grade ein Video geguckt wird oder die Kinder mit Bauklötzen spielen.
Nachmittags gebe ich dann noch Sportunterricht. Meist Fußball oder Basketball.

d) Auch in der Udavi School gibt es keine besondere Anleitung oder Hilfestellung, wenn man dort zu arbeiten anfängt. Man guckt sich einfach per „Learning by Doing“ die Methoden zum Unterrichten ab und ist recht frei darin eigene Ideen einzubringen.